Zur traditionellen Herbstwanderung trafen sich 15 bewegungshungrige Tennisspieler, die den 11 km langen Rundweg um das Malerdorf Willingshausen in der Schwalm erwanderten. Nach dem Kaffeetrinken und dem Genuss des leckeren frisch gebackenen Apfel-Streusel-Kuchens in der „Gürren Stub“ nahmen die Wanderer an der Führung durch das Malerstübchen teil.
1824 trafen sich erstmals der Maler Gerhardt Wilhelm von Reutern und der Kunstprofessor Ludwig Emil Grimm und begründeten die Willingshäuser Malerkolonie. Ludwig Emil Grimm, der jüngere malende Bruder der Märchensammler Wilhelm und Jacob Grimm, arbeitete ebenso wie der berühmte Maler Carl Bantzer, dessen eindrucksvolle Bilder wie „Die Schwälmer Hochzeit“ oder „Das Abendmahl“ im Marburger Museum zu bewundern sind, regelmäßig in der Malerkolonie in Willingshausen. Durch ihn erlangte Willingshausen einen großen Ruf als Studienplatz. Einige Bantzer-Schüler blieben dem sommerlichen Studienplatz jahrzehntelang treu.
Das bäuerliche Leben im Alltag, die herrliche Landschaft, manche ausdrucksvollen Charakterköpfe bei Festen, beim Tischgebet, in der Kirche oder bei der Feldarbeit bestimmten die Willingshäuser Malerei. So entwickelte sich das Schwälmer Dorf bereits im 19. Jahrhundert zu einer der ältesten Künstlerkolonien Europas. Die Bevölkerung hatte stets ein gutes Verhältnis zu den Malern. Sicher beruhte dies auf Gegenseitigkeit; denn durch Modellstehen und der Bereitschaft, Übernachtungen anzubieten, wurden zusätzliche Verdienste ermöglicht. Im alten Haase-Hof des damaligen Gasthauses trafen sich die Maler nach getaner Arbeit in fröhlicher Runde zu lockeren Gesprächen mit den Dorfbauern. So kam man auch irgendwann – vielleicht in einer Bierlaune – auf die Idee, die Tür des Gastzimmers mit Schwälmer Motiven und Idyllen zu bemalen. Die Tür ist heute im Malerstübchen ausgestellt. Dörfliches Geschehen, wie Gänsehüten, spielende Kinder im Bollerwagen, Trachtenkinder beim Beobachten der Maler, ja selbst das Gasthaus „Haase“ wird durch einen eine Pfeife rauchenden Hasen dargestellt. Diese Tür wurde so zu einem Vermächtnis der Künstlerkolonie an die einfachen Menschen im Bauerndorf.
Gegen 17 Uhr erfolgte die Rückfahrt nach Oberaula. Im Hotel „Zum Stern“ fand die Abschlusseinkehr mit einem gemütlichen Beisammensein statt.